Jusletter 4. Februar 2008

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Liebe Leserinnen und Leser

3, 5, 10, 15, 20, 25, 33 1/3, 50, 66 2/3. Nein, Sie haben es vielleicht gemerkt, das ist keine blosse Zahlenspielerei, sondern es sind die neuen Schwellenwerte, die gemäss Art. 20 BEHG eine Meldepflicht des Aktionärs auslösen. Prof. Dr. Peter Nobel befasst sich mit diversen aktuellen Revisionen im Bereich der Offenlegungsvorschriften.

«Eine schriftliche Begründung ist nachzuliefern, wenn eine Partei dies innert zehn Tagen seit der Eröffnung des Entscheides verlangt. Wird keine Begründung verlangt, so gilt dies als Verzicht auf die Anfechtung des Entscheides mit Berufung oder Beschwerde.» So lautet - gemäss dem aktuellen Stand der Diskussionen im Eidg. Parlament - Art. 235 des Entwurfs für die Schweizerische Zivilprozessordnung (AB 2007 S 530). RA Francesco Naef geht der Frage nach, ob diese Regelung zur Begründung eines Entscheids vor der Verfassung bzw. der EMRK standhält. Er regt den Gesetzgeber an, die Regelung der Begründung von Urteilen – die primär der Entlastung der Gerichte dienen soll – aus der Optik der Qualität der Rechtsprechung und der demokratischen Kontrolle nochmals kritisch zu überdenken.

Dr. Franz Böni analysiert typische Klauseln in öffentlichen Bauauschreibungen. Er widmet sich der Frage, ob die öffentlichen Beschaffungsstellen teilweise ihre (marktbeherrschende) Stellung missbrauchen und inwieweit solche Praktiken gegen das Kartellrecht verstossen.

Wofür steht «Raclette»? Ist es ein Rezept bzw. ein Gericht oder Käse? Und, falls es Käse sein sollte, wird er speziell hergestellt und kommt nur aus dem Wallis? Das Bundesgericht hat in BGE 133 II 429 vom 15. Oktober 2007 der Bezeichnung «Raclette» (ohne Zusatz) den Schutz als Ursprungsbezeichnung verweigert. «Raclette du Valais» wurde hingegen als geschützte Ursprungsbezeichnung akzeptiert. RA Simon Holzer bespricht das Urteil und kritisiert, dass auch eine widerspruchsfreie Begründung desselben Entscheids möglich gewesen wäre, hätte das Bundesgericht das Kriterium der Repräsentativität der Gesuchsteller genauer geprüft.

Freundliche Grüsse


Nils Güggi


 Inhaltsverzeichnis
 
Wissenschaftliche Beiträge
Francesco Naef, Plaidoyer pour la motivation écrite obligatoire des jugements dans le nouveau Code de procédure civile suisse
Franz Böni, Missbräuchliche Ausnutzung von Nachfragemacht im öffentlichen Beschaffungswesen
   
Kurzbeiträge
Peter Nobel, Revision der Bestimmungen zu den Meldepflichten von Aktionären
Simon Holzer, Kein Schutz für die Bezeichnung «Raclette» in Alleinstellung als Ursprungsbezeichnung
   
Aus den Bundesgerichten
Jurius, Kündigung in Probezeit kann missbräuchlich sein
Jurius, Zahnverletzung im «Auto-Scooter» ist ein Unfall
Jurius, «Beobachter» im Clinch mit Thurgauer Baufirma
Jurius, Kosmetische Gesichtsbehandlung bei HIV-Patienten
Jurius, Kein Heimatschutz für nostalgische Sesselbahn
Jurius, Ehemaliger Suva-Immobilienchef zu 3,5 Jahren Gefängnis verurteilt
   
Pressemitteilungen
Jurius, EBK verabschiedet Änderungen der EBK-Geldwäschereiverordnung
Jurius, Weko eröffnet Untersuchung betreffend Abreden im Bereich Elektroinstallationen
Jurius, Steuerliche Begünstigung umweltschonender Treibstoffe
Jurius, Botschaft zum Nationalstrassenabgabegesetz verabschiedet
Jurius, Elektronische Übermittlung im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens
Jurius, Kernenergiehaftpflicht: Versicherungsdeckung bleibt bei 1,8 Mia. Franken pro Anlage
Jurius, SPK-S: Steuerliche Abzugsfähigkeit von Zuwendungen an politische Parteien

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    Das Ziel von Jusletter ist, in jedem Rechtsgebiet höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Ermöglicht wird dies zum einen durch spezialisierte Praktiker und Wissenschaftler aus allen Rechtsgebieten, die jede Woche qualitativ hochstehende Beiträge verfassen. Zum anderen zeichnet für das Peer Review ein renommiertes Redaktionsteam verantwortlich.

    Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei unseren 45 Redaktorinnen, Redaktoren, Ressortleiterinnen und Ressortleitern für ihre wertvolle Arbeit danken.

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    Francesco Naef
    Der Entwurf für die Schweizerische Zivilprozessordnung sieht vor, dass die schriftliche Begründung eines Entscheids keine Pflicht mehr ist, sondern lediglich eine Befugnis des Richters. Sie müsste nur erstellt werden, wenn eine der Parteien dies verlangt. Der Autor analysiert die Funktionen der Entscheidbegründung und zeigt, dass diese Neuerung verhängnisvolle Folgen für die Qualität der Rechtsprechung und die demokratische Kontrolle der richterlichen Machtausübung hätte. Eine Entlastung ist zudem nicht zu erwarten. Er schlägt vor, das klassische Prinzip, nach welchem alle Urteile schriftlich begründet werden müssen, beizubehalten. (ng)
    Rechtsgebiete: Zivilprozessrecht
    französisch, ca. 4066 Wörter


    Dr. Franz Böni
    Geht es um Wettbewerb im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen, wird herkömmlich nur die Angebotsseite in das Blickfeld der Aufmerksamkeit gerückt. Der vorliegende Beitrag möchte dem abhelfen und widmet sich der Frage, unter welchen Umständen marktbeherrschende öffentliche Beschaffungsstellen ihre Stellung missbräuchlich ausnutzen. Dies geschieht exemplarisch anhand typischer Klauseln in öffentlichen Bauausschreibungen.
    Rechtsgebiete: Kartellrecht; Vergaberecht
    deutsch, ca. 5862 Wörter

     

     Kurzbeiträge

    Prof. Dr. rer. publ. Peter Nobel
    Im Bereich der Offenlegungsvorschriften hat der Sulzer-Fall eine beachtliche gesetzgeberische Aktivität losgetreten und zu eiligen Revisionen sowohl des BEHG (Art. 20 und 31 Abs. 1) als auch der Offenlegungsregeln der BEHV-EBK geführt. Nachdem eine erste Teilreform auf den 1. Juli 2007 in Kraft getreten war, folgte per 1. Dezember 2007 eine zweite; weitere Änderungen sind vorgesehen (Wertpapierleihe). Der Autor setzt sich kritisch mit den einzelnen Reformpunkten auseinander; ob dieses aufgeregte Legiferieren letztlich aber nicht bloss als Sturm im Wasserglas daherkommt, wird die Zukunft noch weisen müssen.
    Rechtsgebiete: Aktienrecht; Wertpapierrecht
    deutsch, ca. 911 Wörter


    Simon Holzer
    Die Bezeichnung «Raclette» kann - jedenfalls in Alleinstellung - nicht als Ursprungsbezeichnung im Sinne der Landwirtschaftsgesetzgebung geschützt werden. Das Bundesgericht wies eine entsprechende Verwaltungsgerichtsbeschwerde des Walliser Milchverbands gegen zwei Entscheidungen der REKO/EVD ab. Wäre die Beschwerde gutgeheissen worden, dann hätte nach Ablauf einer fünfjährigen Übergangsfrist die Bezeichnung «Raclette» nur noch für Käse verwendet werden dürfen, der im Kanton Wallis aus Walliser Milch hergestellt worden wäre und auch alle anderen Vorschriften des einschlägigen Pflichtenhefts erfüllt hätte. Das Bundesgerichtsurteil befasst sich im Wesentlichen mit dem bisher kaum beleuchteten Begriff der traditionellen Bezeichnung gemäss Art. 2 Abs. 2 der Verordnung über den Schutz von Ursprungsbezeichnungen und geographischen Angaben für landwirtschaftliche Erzeugnisse und verarbeitete landwirtschaftliche Erzeugnisse, lässt aber in diesem Zusammenhang etliche Fragen offen. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass auch ein anderer Begründungsansatz möglich gewesen wäre.
    Rechtsgebiete: Land- und Forstwirtschaft; Immaterialgüterrecht
    deutsch, ca. 2550 Wörter

     


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    Jusletter
    - Wissenschaftliche Beiträge
    - Überblick über die juristische Wochenaktualität
    - Monatliche Rechtsprechungs- und Gesetzgebungsübersicht
    Daten
    5. März 2008 in Basel | 11. März 2008 in St. Gallen | 13. März 2008 in Luzern

     

     Agenda
    Publikum finden. Oder Publikum werden.
    Weiterbildungstagung Trust; 26.03.2008 - 27.03.2008; Institut für Notariatsrecht und Notarielle Praxis der Universität Bern und Verband Bernischer Notare, Universität Bern, Aula
    Energierecht aktuell; 08.04.2008 - 09.04.2008; Euroforum Handelszeitung Konferenz AG, STADE DE SUISSE Wankdorf, Bern
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     Per§onalia

    In Per§onalia lesen Sie, was sich in der Juristenwelt bewegt:

    Neugründung: pfi partners for financial intermediaries AG, Lachen/SZ

    Bundesrat ernennt Sonja Bietenhard zur EJPD-Generalsekretärin
    Prof. Dr. Gabrielle Kaufmann-Kohler sets up an arbitration boutique firm
    Venia Docendi von Uni Bern für Christoph Brunner
    Weitere Informationen/Konditionen. Für Ihren eigenen Eintrag oder für Fragen wenden Sie sich bitte an Claudia.Stucki@weblaw.ch (T +41 31 380 57 77).

     


     Aus den Bundesgerichten

    Jurius
    BGer - Selbst für eine Kündigung während der Probezeit sind dem Arbeitgeber laut einem Grundsatzurteil des Bundesgerichts gewisse Grenzen gesetzt. Es ist im Fall eines St. Galler Facharztes zum Schluss gekommen, dass seine Entlassung missbräuchlich war.
    Rechtsgebiete: Arbeitsrecht
    deutsch, ca. 219 Wörter


    Jurius
    BGer - Wer sich beim Zusammenstoss zweier «Putsch-Autos» am Lenkrad die Zähne verletzt, erleidet versicherungsrechtlich doch einen Unfall. Das Bundesgericht hat seine Praxis geändert. Versicherungen müssen damit die Zahnarztkosten übernehmen.
    Rechtsgebiete: Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung
    deutsch, ca. 132 Wörter


    Jurius
    BGer - Das Bundesgericht hat in einem Streit zwischen dem «Beobachter» und einer Thurgauer Baufirma zu Gunsten der Zeitschrift entschieden. Die Auseinandersetzung um die kritische Berichterstattung des Magazins ist damit noch nicht zu Ende.
    Rechtsgebiete: Personenrecht
    deutsch, ca. 212 Wörter


    Jurius
    BGer - HIV-Patienten müssen die Kosten für das Mittel «New Fill» zur kosmetischen Behandlung einer therapiebedingten Entstellung im Gesicht selber übernehmen. Das Bundesgericht hat der Krankenversicherung Swica Recht gegeben.
    Rechtsgebiete: Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung
    deutsch, ca. 129 Wörter


    Jurius
    BVGer - Der Schweizer Heimatschutz (SHS) ist mit seiner Beschwerde für den Erhalt des Sessellifts Kandersteg-Oeschinensee vor Bundesverwaltungsgericht abgeblitzt. Laut den Berner Richtern überwiegt das allgemeine Interesse am Bau einer modernen Anlage.
    Rechtsgebiete: Bau- und Raumplanungsrecht. Bodenrecht
    deutsch, ca. 252 Wörter


    Jurius
    BStGer - Der ehemalige Immobilienchef der Suva muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Er hatte sich beim Verkauf von Liegenschaften von einem Makler bestechen lassen. Den Makler verurteilte das Bundesstrafgericht am Mittwoch zu 18 Monaten bedingt.
    Rechtsgebiete: Verletzung der Berufs- und Amtspflicht ; Urkundenfälschung
    deutsch, ca. 383 Wörter

     

     Pressemitteilungen

    Jurius
    Die Eidg. Bankenkommission (EBK) verabschiedete am 20. Dezember 2007 Änderungen der EBK-Geldwäschereiverordnung (GwV-EBK) zur Umsetzung der Empfehlungen der Financial Action Task Force im Bankensektor. Zusätzlich erfolgt eine Anpassung des Geltungsbereiches der GwV-EBK an das Anfang 2007 in Kraft getretene Kollektivanlagengesetz. Diese Änderungen der Gwv-EBK sollen auf den 1. Juli 2008 in Kraft treten.
    Rechtsgebiete: Bankrecht
    deutsch, ca. 552 Wörter


    Jurius
    Am 31. Januar 2008 eröffnete die Wettbewerbskommission (Weko) eine Untersuchung gegen verschiedene Elektroinstallationsfirmen sowie betroffene Branchenverbände betreffend Abreden im Bereich der Elektroinstallationen bei Bauprojekten in einer grösseren Schweizer Stadt. Die Weko leitete das Verfahren mit Hausdurchsuchungen bei verschiedenen Unternehmen ein.
    Rechtsgebiete: Kartellrecht
    deutsch, ca. 77 Wörter


    Jurius
    Zur Senkung des CO2-Ausstosses im Strassenverkehr werden Erd-, Flüssig- und Biogas sowie andere Treibstoffe aus erneuerbaren Rohstoffen neu steuerlich begünstigt. Damit werden wesentliche Anliegen der Umweltpolitik umgesetzt. Der Bundesrat hat am 30. Januar 2008 die Verordnungen zum revidierten Mineralölsteuergesetz verabschiedet und die Gesetzesänderung auf den 1. Juli 2008 in Kraft gesetzt.
    Rechtsgebiete: Abgaben- und Finanzrecht; Energie- und Umweltrecht
    deutsch, ca. 860 Wörter


    Jurius
    Der Bundesrat hat am 30. Januar 2008 die Botschaft zum Bundesgesetz über die Abgabe für die Benützung von Nationalstrassen (Nationalstrassenabgabegesetz; NSAG) ans Parlament verabschiedet. Die Abgabe beträgt unverändert 40 Franken pro Jahr und es wird für diesen Betrag weiterhin eine Klebevignette abgegeben. Der Bussenbetrag wird auf 200 Franken verdoppelt.
    Rechtsgebiete: Übriges Verfassungsrecht
    deutsch, ca. 183 Wörter


    Jurius
    Die Verordnung über die elektronische Übermittlung im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens ist am 1. Januar 2008 in Kraft getreten. Sie regelt die Bedingungen für elektronische Eingaben bei den Verwaltungsbehörden des Bundes und für die elektronische Eröffnung von Verfügungen dieser Behörden. Die Eidg. Kommunikationskommission (ComCom) und das BAKOM haben beschlossen, die elektronische Übermittlung bei allen Verwaltungsverfahren in ihrem Zuständigkeitsbereich einzusetzen.
    Rechtsgebiete: E-Government
    deutsch, ca. 330 Wörter


    Jurius
    Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates folgte dem Ständerat und nahm den Entwurf des Bundesrates zum Bundesbeschluss über die Genehmigung und Umsetzung von internationalen Übereinkommen auf dem Gebiet der Kernenergiehaftpflicht mit 16 zu 1 Stimme bei 8 Enthaltungen an.
    Rechtsgebiete: Energie- und Umweltrecht
    deutsch, ca. 179 Wörter


    Jurius
    Sollen Zuwendungen an politische Parteien von den Steuern abgezogen werden können? Nachdem durch ein Urteil des Bundesgerichts bei denjenigen Kantonen, welche solche Abzüge heute schon ermöglichen, grosse Verunsicherung entstanden ist, soll eine Vorlage der Staatspolitischen Kommission des Ständerates (SPK-S) nun Klarheit schaffen. In der Bundesgesetzgebung soll der Grundsatz festgelegt werden, dass die Steuerpflichtigen Zuwendungen an politische Parteien geltend machen können.
    Rechtsgebiete: Einkommenssteuer u. direkte Steuern im Allgemeinen
    deutsch, ca. 367 Wörter

     


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    Regulatory Affairs Manager; Jörg Lienert AG; Zentralschweiz
    Junior Legal Adviser; Dukascopy (Suisse) SA; Geneva
    Untersuchungsbeamten (m/w); Kantonsgericht Basel Landschaft; Liestal
    Compliance / Legal Counsel; Selectus SA; Geneva
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    Rechtsanwalt (m/w); Michael Page International; Zürich
    Jurist Rechtsdienst (m/w); Stiftung Sympany; Basel
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     Vorschau

    Jusletter 11. Februar 2008

    • Yvan Cherpillod, La révision de la loi sur le droit d’auteur
    • Eugénie Holliger Hagmann, Gesetzeskonformität als solche befreit nicht von der Haftung
    Hinweis: Die Vorschau weist jeweils auf einige in der nächsten Ausgabe erscheinende Beiträge hin. Änderungen bleiben vorbehalten.

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