6. November 2006
Wir lesen für Sie die E-Mail: Podcast Jusletter
Liebe Leserinnen und Leser
Braucht das Schweizer Gesellschaftsrecht Regeln speziell für KMU? Kommt man zur Ansicht, dass dem so ist, stellt sich die nächste Frage, ob das aktuelle Recht diesen Anforderungen genügt und ob die Revision des GmbH-Rechts in diesem Lichte sinnvoll ist. RA Dr. iur. Dorothea Herren analysiert die Lage in der Schweiz und vergleicht sie insb. mit jener in Deutschland, Frankreich und England. Weiter befasst sie sich mit den Bestrebungen um ein KMU-Statut in der EU.
RA Dr. iur. Philipp Gelzer widmet sich der zukünftigen Regelung des Schlichtungs- und Mediationsverfahrens in der neuen Schweizer ZPO und im OR. Er analysiert sie rechtsvergleichend und unterbreitet eigene Regelungsvorschläge.
Wer ist verantwortlich, wenn ein Weg, zu dem konkrete Hinweise auf eine Gefahrensituation vorliegen, nicht gesichert wird und es zu einem Unfall kommt? Im Wanderland Schweiz stellt sich die Frage immer wieder. Aktuelles Beispiel ist der Unfall im Juli im Corvatsch-Gebiet, bei dem eine deutsche Touristin von einer Schlammlawine verschüttet wurde. Im August 1998 kam es in der Taubenlochschlucht bei Biel zu einem Unfall, bei dem ein Kind starb und weitere Personen verletzt wurden. RA Max B. Berger analysiert dieses Strafurteil.
In BGE 132 I 68 hat das Bundesgericht die Statuten der Genosssame Lachen für geschlechterdiskriminierend und damit verfassungswidrig befunden. Prof. Dr. Suzette Sandoz bespricht und kritisiert in ihrem Beitrag das Urteil, u.a. weil das Gericht die Gewaltentrennung nicht beachte («L'ATF 132 I 68 ou l'interdiction des associations bourgeoisiales»).
Weiter sei auf die Übersicht zu den im Monat November in Kraft tretenden Bundeserlasse hingewiesen.
Zu guter Letzt ein Hinweis in eigener Sache: Die PDF-Druckversion wird derzeit überarbeitet und ist deshalb in nächster Zeit nicht verfügbar. Es steht Ihnen jeweils die HTML-Druckversion zur Verfügung.
Mit besten Grüssen
Nils Güggi
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Wissenschaftliche Beiträge |
Das KMU-Statut: ein flüchtiges Ziel
Der schweizerische Gesetzgeber bemüht sich in jüngerer Zeit, den Bedürfnissen von KMU besonders Rechnung zu tragen. Auch und gerade nach der GmbH-Reform ist aber fraglich, ob das schweizerische KMU-Statut bedürfnisgerecht ausgestaltet ist. In der EU wird im Hinblick auf die mögliche Einführung eines Europäischen KMU-Statuts intensiv diskutiert, welches Leitbild bei der Schaffung einer Rechtsform speziell für KMU verfolgt werden soll und ob sich dabei eine liberale oder eine stark reglementierte Ordnung aufdrängt. Auch die EU-Mitgliedstaaten machen sich unter dem Eindruck der Konkurrenzierung durch ausländische Gesellschaftsformen Gedanken über die optimale Ausgestaltung ihrer KMU-Statute. Die Ergebnisse dieser Bestrebungen gehen in eine andere Richtung als die GmbH-Revision in der Schweiz.
Dr. iur. Dorothea Herren
Vorschläge zur Regelung des Schlichtungs- und Mediationsverfahrens in der neuen Schweizerischen Zivilprozessordnung und im Obligationenrecht
Der Autor untersucht die Frage, wie das Schlichtungsverfahren und die Mediation in der geplanten Schweizerischen Zivilprozessordnung und im Obligationenrecht geregelt werden sollen. Er geht dabei von der Botschaft des Bundesrats vom 28. Juni 2006 aus, welche er einer rechtsvergleichenden kritischen Analyse unterzieht, um gestützt darauf eigene Regelungsvorschläge zu unterbreiten.
Dr. iur. Philipp Gelzer
L´ATF 132 I 68 ou l'interdiction des associations bourgeoisiales
L´égalité mal comprise fera-t-elle encore longtemps des ravages et le Tribunal fédéral entend-il supprimer, en Suisse, au nom de cette égalité, les associations de personnes portant le même nom et ayant le même droit de cité?
Prof. Suzette Sandoz
Der Fall Taubenlochschlucht - Fahrlässige Tötung durch unterlassenen Unterhalt
Im August 1998 kam es in der Taubenlochschlucht bei Biel zu einem Unfall, bei dem ein Kind starb und weitere Personen verletzt wurden. Vorliegend wird das daraus resultierende Strafurteil vorgestellt. Insbesondere wird dabei behandelt, welche Anforderungen an einen Wegbetreiber gestellt werden, damit er der Anforderung gerecht wird, ein Weg könne «möglichst gefahrlos» begangen werden. Das Urteil im Fall Taubenlochschlucht hat nicht zur Ausdehnung der Haftung von Wegbetreibern geführt. Es hat aber klargestellt, dass wer seine gesetzlich verankerten Pflichten missachtet, sich haftbar macht und mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen muss.
Max B. Berger
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Neues RTVG:
Alter Wein in neuen Schläuchen
oder was bringt die Verordnung?
16. November 2006
Das neue RTVG wollte ursprünglich einen grossen Sprung in Richtung Liberalisierung
wagen. Nach dem politischen Prozess ist daraus immerhin ein
Schritt in die richtige Richtung geworden. Was macht die Verordnung aus
den Vorgaben? Das Schweizer Forum für Kommunikationsrecht fühlt dem
Verordnungsgeber auf den Zahn. Nutzen Sie die letzte Chance und bringen
Sie Ihre Position ein.
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Publikum finden. Oder Publikum werden.
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Korrespondenten Bundesgericht |
Keine Insel für Kriegsverbrecher
Ein rwandischer Kriegsverbrecher muss die Schweiz verlassen. Das Bundesgericht hat seine Beschwerde gegen den Ausweisungsentscheid der Freiburger Justiz abgewiesen.
Peter Josi
Neue Überprüfungsbefugnis in IV-Verfahren
Im Rahmen der Massnahmen zur Straffung der IV-Verfahren ist auf den vergangenen ersten Juli eine Änderung von Artikel 132 des Bundesrechtspflegegesetzes in Kraft getreten. In der modifizierten Bestimmung wird die Überprüfungsbefugnis (Kognition) des Eidgenössischen Versicherungsgerichts (EVG) beschränkt, soweit Leistungen der Invalidenversicherung betroffen sind.
Peter Josi
Stammaktien entscheiden
Die aktienrechtliche Bestimmung, wonach der Beschluss zur Anhebung einer Verantwortlichkeitsklage in der Generalversammlung einer Mehrheit der Stimmen und des Kapitals bedarf, gilt laut einem Urteil des Bundesgerichts auch für die Wahl eines allfälligen Prozessbeistands, der das beschlossene Verfahren gegen den Verwaltungsrat führen soll.
Markus Felber
Grenzen der Beschlagnahme
Vermögenswerte auf Konten ausländischer Filialen schweizerischer Banken können nur auf dem Weg der internationalen Rechtshilfe in Strafsachen beschlagnahmt werden.
Markus Felber
Herabsetzung des Mietzinses
Will ein Mieter eine Herabsetzung des Mietzinses durchsetzen, muss er sich zunächst an den Vermieter wenden. Gelangt er direkt an die Schlichtungsstelle, darf diese auf die Klage nicht eintreten.
Markus Felber
Kein Entscheid zu degressivem Steuertarif
Eine gegen den degressiven Steuertarif des Kantons Appenzell Ausserrhoden gerichtete staatsrechtliche Beschwerde ist von der II. Öffentlichrechtlichen Abteilung des Bundesgerichts als gegenstandslos vom Geschäftsverzeichnis abgeschrieben worden.
Markus Felber
Mord vor Disco «Aramis»
Es bleibt bei 18 Jahren Zuchthaus wegen Mordes und eventualvorsätzlichen Tötungsversuchs für einen heute 28-jährigen Bosnier, der im Jahre 2001 vor der Disco «Aramis» an der Zürcher Badenerstrasse seine Ex-Freundin erschossen und deren neuem Freund ins Bein geschossen hatte.
Markus Felber
Erst ein Nichtentscheid
Im Streit um die Fusion der Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel) mit der Muttergesellschaft Motor-Columbus AG ist das Bundesgericht auf eine Verwaltungsgerichtsbeschwerde der letztgenannten Gesellschaft nicht eingetreten.
Markus Felber
ComCom-Entscheid bestätigt
Das Bundesgericht hat den von der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom) gegenüber der 3G Mobile AG verfügten Entzug der UMTS-Konzession bestätigt und eine dagegen gerichtete Verwaltungsgerichtsbeschwerde des zum spanischen Telefónica-Konzern gehörenden Mobilfunkanbieters einstimmig abgewiesen.
Markus Felber
Freie Mittel sind zu teilen
Fliessen einer verheirateten Person während der Dauer der Ehe freie Vorsorgemittel zu, weil die Vorsorgeeinrichtung des früheren Arbeitgebers liquidiert wird, unterliegen diese Gelder laut einem Urteil des EVG im Falle einer Scheidung in vollem Umfang der gesetzlich vorgesehenen Teilung.
Markus Felber
Anwaltspraktikum mit Bachelor - Anwalt nur mit Master oder Lizentiat
Der Bundesrat setzt das revidierte Anwaltsgesetz auf den 1. Januar 2007 in Kraft. Der Eintrag in die kantonalen Anwaltsregister setzt künftig ein Rechtsstudium voraus, das mit einem Master-Diplom - oder wie bisher mit einem Lizentiat - einer schweizerischen Universität abgeschlossen wurde.
Jurius
Feinstaub: Bundesrat nimmt Stellung zu 15 parlamentarischen Vorstössen
An seiner Sitzung vom 25. Oktober 2006 befasste sich der Bundesrat mit 15 parlamentarischen Vorstössen im Zusammenhang mit der Feinstaubbelastung, insbesondere mit den Russemissionen von Dieselfahrzeugen und Holzfeuerungen.
Jurius
SPK-S: Amtsdauer des Nationalrates und des Bundesrates soll nicht verlängert werden
Im Gegensatz zu ihrer nationalrätlichen Schwesterkommission sieht die Staatspolitische Kommission des Ständerates (SPK-S) kein Bedürfnis für eine Verlängerung der Legislaturdauer von vier auf fünf Jahre.
Jurius
Pragmatischere und weniger formalistische MWST-Bearbeitung
Die Eidg. Steuerverwaltung (ESTV) hat einen weiteren Schritt zu einer einfacheren Bearbeitung der Mehrwertsteuer vollzogen. Sie stellte einen Katalog von Fällen aus der Praxis zusammen, welche die pragmatischere und weniger formalistische Umsetzung der MWST beispielhaft illustrieren.
Jurius
Anhörung zur Änderung der Chauffeurverordnung
Die Verordnung über die Arbeits- und Ruhezeit der berufsmässigen Motorfahrzeugführer und -führerinnen (ARV 1) soll dem geänderten Recht der Europäischen Union angepasst werden.
Jurius
Duty-free für ankommende Passagiere
Die Duty-free-Shops in den Schweizer Flughäfen sollen auch für ankommende Passagiere geöffnet werden.
Jurius
Entlastung des überlasteten Schweizerischen Strafregisters
Ab sofort können Privatpersonen bis auf weiteres keinen Strafregister-Auszug mehr direkt am Schalter im Bundesamt für Justiz in Bern beziehen. Strafregister-Auszüge können nur noch schriftlich bestellt werden.
Jurius
Neue Zollverordnung
Die neue Zollverordnung ist am 1. November 2006 vom Bundesrat gutgeheissen worden. Sie führt das neue Zollgesetz näher aus und hebt 18 bisherige Verordnungen und Bundesratsbeschlüsse auf.
Jurius
Verordnung über Meldestelle GwG bis Ende 2008 verlängert
Die Verordnung über die Meldestelle für Geldwäscherei bleibt weitere zwei Jahre in Kraft. Der Bundesrat hat die Gültigkeit der Verordnung bis Ende 2008 verlängert und deren Inhalt aktualisiert.
Jurius
Gegenvorschlag zur Unverjährbarkeitsinitiative
Der Bundesrat erachtet die Volksinitiative «für die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kindern» nicht als geeignet, um die Pädokriminalität wirksam zu bekämpfen.
Jurius
Verzeichnis der auf den November 2006 in Kraft getretenen Erlasse des Bundes
Die vorliegende Zusammenstellung beinhaltet alle schweizerischen Bundesgesetze, Bundesbeschlüsse, Bundesrats- und Departementsverordnungen sowie einzelne Artikel, die im November 2006 in Kraft treten. Die einzelnen Erlasse und Änderungen können via Links direkt abgerufen werden.
Jurius
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Kommentierte Textausgabe zum revidierten Strafgesetzbuch - 2. Auflage
Luzern 2006; 240 Seiten; CHF 89.00, ISBN 3-8334-6737-1
Der neue, tiefgreifend veränderte Allgemeine Teil des Strafgesetzbuches führt nicht nur ein neues System der Sanktionen, sondern auch eine Vielzahl weiterer Anpassungen ein, die für Praktiker von zentraler Bedeutung sind.
Das Werk gibt den neuen Gesetzestext samt den Änderungen im Sanktionensystem wieder. Konkordanzregister erleichtern den Zugriff auf die neuen Bestimmungen. Inkl. Änderungen vom 24. März 2006.
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Vortragsreihe: Identität und Europäische Integration Erfahrungen und Perspektiven
3. November 2006 | Prof. Bruno de Witte | Aula
16. November 2006 | Diana Wallis MEP | Aula
14. Dezember 2006 |
Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker | Aula
26. Januar 2007 |
Dr. Franz Fischler, ehemaliger EU-Kommissar für Landwirtschaft | Aula
30. März 2007 | Roger de Weck | Auditorium Maximum
19. April 2007 | Adolf Muschg | Aula
Jeweils von 18.15 - 20.00 Uhr, Hauptgebäude Universität Bern
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Vorschau |
Jusletter 13. November 2006
- Eugénie Holliger, Revision VVG
- Jean-Philippe Dunand, Le médiateur institué par l´employeur
- Lorenz Engi, Ethisierung und Ökonomisierung als Gefährdungen des Verwaltungsrechts
- Simon Hirsbrunner / Simone Seidl, Ein Urteil gegen grenzüberschreitende Dienstleistungen von Schweizer Finanzinstituten
Hinweis: Die Vorschau weist jeweils auf einige in der nächsten Ausgabe erscheinende Beiträge hin. Änderungen bleiben vorbehalten.
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