Jusletter 18. September 2006

Wir lesen für Sie die E-Mail:  Podcast Jusletter 

Liebe Leserinnen und Leser

Ein Arbeitnehmer erhält Ende jeden Jahres eine Gratifikation. Diese wird vom Arbeitgeber jeweils mit einem Freiwilligkeits-, Abänderungs- oder Widerrufsvorbehalt versehen. Trotzdem kann unter gewissen Voraussetzungen ein Anspruch auf diese Gratifikation entstehen. Ein Verein praktiziert über längere Zeit ein den Statuten widersprechendes Vorgehen. Die Übung wird u.U. zum Anspruch. Dr. Arnold F. Rusch geht der Rechtsprechung und Lehre zur Übung und Observanz auf den Grund und errichtet ein abstraktes, dogmatisches Fundament im Privatrecht.

Mit einer Amnestie können Normen und Urteile ausser Kraft gesetzt werden. Nach modernem, demokratischem Verständnis passt sie auf den ersten Blick nicht in unser Rechtssystem. Prof. Stephan Gass widmet sich dem Rechtsinstitut «Amnestie» und vergleicht dabei Relevanz und Regeln in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Des Weiteren sei auf die Verfügung der Anwaltskommission des Kantons Obwalden vom 29. Mai 2006 (Erlaubnis, Kanzlei als Aktiengesellschaft zu führen) sowie die aktuelle Rechtsprechungsübersicht (Leitentscheide Bundesgericht und EVG) hingewiesen.

Hinweis in eigener Sache: Im Zusammenhang mit der Einführung des «Push-Service Entscheide» hat Weblaw die Allgemeinen Geschäftsbedingungen für alle kostenpflichtigen Content-Angebote (Jusletter, Richterzeitung, Tagungsbände, «Edition Weblaw», Push-Service Entscheide etc.) vereinheitlicht. Die neuen «AGB Content Weblaw» sind abrufbar unter: www.weblaw.ch/agb. Die inhaltlichen Änderungen betreffend Jusletter sind marginal: Neuregelung des Zahlungsverzugs/Mahnwesens und Verrechnung MwSt.

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Mit besten Grüssen


Nils Güggi


 Inhaltsverzeichnis


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     Preisanpassung Jusletter auf 1. Oktober 2006

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    Die Deutsch-Schweizerische Juristenvereinigung e.V. wird am 17. November 2006 um 16.30 Uhr im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin in Stuttgart ihre Herbstveranstaltung zu dem Thema "Die Reform des Europäischen Zollkodex und der deutsch-schweizerische Warenverkehr" durchführen. Im Rahmen der Vortragsveranstaltung mit anschliessender Diskussion wird die Einführung des "Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten" (ZWB) und deren praktische Relevanz für im deutsch-schweizerischen Warenverkehr aktive Unternehmen behandelt. Referenten sind drei ausgewiesene Experten des Zollrechts: Herr Professor Dr. Hans-Michael Wolffgang, Münster, Herr Rechtsanwalt Jürgen Schmöger, Hilzingen, und Herr Roland Hirt, Bern.
    Anmeldung und weitere Informationen unter www.dsjv.ch / www.dsjv.de


     Wissenschaftliche Beiträge

    Observanz und Übung, Erwirkung und Rechtsschein

    Ein während längerer Zeit praktiziertes Vorgehen weckt Erwartungen: Der Arbeitnehmer will die in der Vergangenheit stets erhaltene Gratifikation auch, wenn es dem Unternehmen schlecht geht; Mitglieder eines Vereins reagieren empfindlich, wenn eine langjährige Übung plötzlich geändert wird. Der nachfolgende Aufsatz richtet den Fokus auf die Entstehung einer verpflichtenden Übung und analysiert deren dogmatische Herleitung.

    Dr. iur. Arnold F. Rusch


    Die Amnestie - Rechtsbruch oder notwendiges Korrektiv der Rechtsordnung?

    Die Amnestie, zusammen mit der Begnadigung, ist ein Rechtsinstitut besonderer Art. Die Amnestie kann rechtsstaatliche Normen und rechtskräftige Urteile ausser Kraft setzen. Es stellt sich daher die Frage, ob im Rechtsstaat eine Einrichtung, die geltendes Recht aufhebt, mithin einen «Rechtsbruch» darstellt, überhaupt einen Platz haben sollte. Die Staatspraxis, auch und gerade in demokratischen Rechtsstaaten, deutet auf der anderen Seite nicht darauf hin, dass das das Institut der Amnestie «über Bord» geworfen wird. Offenbar kommt ihm immer noch eine gewisse Bedeutung zu. Und schliesslich kann wohl auch aus strafrechtsdogmatischer Sicht und mehr noch aus strafrechtspolitischer Optik auf dieses Institut nicht verzichtet werden. Im Folgenden soll das in der schweizerischen Literatur eher stiefmütterlich behandelte Rechtsinstitut der Amnestie anhand einer rechtsvergleichenden Übersicht dargestellt und erläutert und die im Titel gestellte Frage beantwortet werden. Dabei wird der schweizerischen Regelung und Praxis besondere Beachtung geschenkt, ist doch die Amnestie neu in Art. 384 des revidierten StGB aufgeführt.

    Prof. Dr. phil. hist. et lic. iur. Stephan Gass



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     Korrespondenten Bundesgericht

    Urteil wegen Mordes bestätigt

    Es bleibt bei 16 Jahren Zuchthaus wegen Mordes für die 36-jährige Frau, die am 16. Oktober 2000 in Ueberstorf im Kanton Freiburg ihren Freund getötet hat.

    Markus Felber


    Unfall eines Mofafahrers bei Polizeieinsatz

    Der Einzelrichter in Strafsachen des Bezirks Dielsdorf muss im Zusammenhang mit der Einstellung eines Strafverfahrens gegen einen Polizisten über die Bücher.

    Markus Felber


    Streit um Kompostieranlage

    Der Gemeinderat Glattfelden kann die Einhausung der Kompostieranlage unter dem Lettenviadukt am linken Glattufer nicht mittels einer im amtlichen Quartierplan Sod festgelegten Dienstbarkeit durchsetzen.

    Markus Felber


    Das Datenkabel auf der Stromleitung

    Hat ein Elektrizitätswerk, gestützt auf eine entsprechende Grunddienstbarkeit, das Recht, eine Stromleitung zu betreiben, darf sie diese ohne Zustimmung der betroffenen Eigentümer nicht zur Weiterleitung betriebsfremder Daten verwenden.

    Markus Felber


    Ein Triumvirat für das Bundesgericht

    Die vom Bundesgericht vorgeschlagene personelle Besetzung seiner mit erheblicher Macht ausgestatteten künftigen Verwaltungskommission erscheint ausgewogen und tauglich.

    Markus Felber


     Pressemitteilungen

    Strafprozessordnung: Prüfung umstrittener Punkte

    Die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates setzte die Beratung der Vorlage für eine neue schweizerische Strafprozessordnung fort. Ihre Arbeit konzentrierte sich auf einige umstrittene Punkte.

    Jurius


    Keine finanziellen Offenlegungspflichten für Ratsmitglieder

    Mit 14 zu 11 Stimmen beschloss die Staatspolitische Kommission des Nationalrates (SPK-N) ihre eigene Initiative abzuschreiben, die eine Offenlegungspflicht der Ratsmitglieder über die Einkünfte aus der nichtberuflichen Tätigkeit verlangte.

    Jurius


    Der Bundesrat verabschiedet die Botschaft zum Gaststaatgesetz

    Der Bundesrat hat am 13. September 2006 die Botschaft und den Entwurf zum Bundesgesetz über die von der Schweiz als Gaststaat gewährten Vorrechte, Immunitäten und Erleichterungen sowie finanziellen Beiträge (Gaststaatgesetz, GStG) zu Handen der eidgenössischen Räte verabschiedet. Er hat zudem die Ergebnisse der Vernehmlassung zu diesem Gesetzesentwurf zur Kenntnis genommen.

    Jurius


    Verbandsbeschwerderecht: Bundesrat empfiehlt Initiative zur Ablehnung

    Der Bundesrat empfiehlt die Initiative «Verbandsbeschwerderecht: Schluss mit der Verhinderungspolitik - Mehr Wachstum für die Schweiz» zur Ablehnung. Hingegen begrüsst er die laufenden Anpassungen des Verbandsbeschwerderechts im Parlament. Er beabsichtigt, in der Botschaft diese Gesetzesänderungen als Gegenentwurf zu bezeichnen.

    Jurius


    Assistenzdienst der Armee zu Gunsten der Fussball-Europameisterschaft 2008

    Der Bundesrat hat an der Sitzung vom 13. September 2006 die Botschaft und den Entwurf zum Bundesbeschluss über den Einsatz der Armee im Assistenzdienst zur Unterstützung der zivilen Behörden anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2008 (UEFA EURO 2008) gutgeheissen.

    Jurius


    Auslagerung und Steuerung von Bundesaufgaben: Einheitliche Grundsätze festgelegt

    Der Bundesrat hat am 13. September 2006 den Bericht zur Auslagerung und Steuerung von Bundesaufgaben (Corporate-Governance-Bericht) gutgeheissen.

    Jurius


    Breitbandanschluss in Grundversorgung

    Der Bundesrat passt den Inhalt der Grundversorgung an, um den neuen Bedürfnissen der Gesellschaft und der Wirtschaft Rechnung zu tragen. So wird ab dem 1. Januar 2008 die gesamte Bevölkerung einen Breitbandanschluss beziehen können.

    Jurius


    Berufliche Vorsorge: Bundesrat verabschiedet Bericht

    Der Bundesrat will am System tieferer Altersgutschriften für jüngere und höherer Altersgutschriften für ältere Arbeitnehmende festhalten.

    Jurius


    Bundesrat genehmigt weitere Tests mit Vote électronique

    Der Bundesrat hat für die eidgenössische Volksabstimmung vom 26. November 2006 weiteren Tests mit der elektronischen Stimmabgabe zugestimmt.

    Jurius


    Kommission unterstützt Kampf gegen Terrorismus

    Die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerates (SiK-S) hat vom Bericht des Bundesrates vom 9. Juni 2006 über die effizientere Bekämpfung von Terrorismus und organisiertem Verbrechen Kenntnis genommen.

    Jurius


    RK-N berät Gesetz zu Bergführerwesen und Risikoaktivitäten

    Die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrates hat den Entwurf zum Bundesgesetz über das Bergführerwesen und das Anbieten von Risikoaktivitäten verabschiedet. Weiter hat sie zwei parlamentarischen Initiativen zur Änderung des Spielbankengesetzes Folge gegeben.

    Jurius


     Rechtsprechung

    Kanton Obwalden lässt Anwalts-AG zu

    Mit Verfügung vom 29. Mai 2006 hat die Anwaltskommission Obwalden - soweit ersichtlich schweizweit erstmals - drei Rechtsanwälten ermöglicht, ihre Kanzlei als Aktiengesellschaft zu führen.

    Jurius


    Übersicht über die Rechtsprechung des Schweizerischen Bundes- und Eidgenössischen Versicherungsgerichts (August 06/September 06)

    Die Rechtsprechungsübersicht führt die zur Publikation in der Amtlichen Sammlung vorgesehenen Urteile des Schweizerischen Bundes- und Eidgenössischen Versicherungsgerichts vom 19. August 2006 bis und mit 17. September 2006 auf. Neben Dossiernummer, Urteilsdatum, Abteilung/Kammer, Prozessgegenstand und Vorinstanz wird ein Hyperlink zum Originalentscheid und - sofern vorhanden - zur jeweiligen Besprechung in Jusletter wiedergegeben.

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    Europäisches Asylrecht und die Schweiz
    La Suisse face au droit européen de l'asile
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    Referenten/Intervenants: Prof. A. EPINEY (Freiburg); Prof. W. KÄLIN (Bern); A. BECK (UNHCR); Prof. M.S. NGUYEN (Lausanne); Mathias STETTLER (BFM); Dr. Cesla AMARELLE (Lausanne); Dr. A. ACHERMANN (Bern).
    Anmeldeschluss/ Délai : 8. November 2006
    Weitere Informationen und Anmeldung/ Renseignements et inscriptions : www.unifr.ch/euroinstitut
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     Vorschau

    Jusletter 25. September 2006
    • Mischa Berner, Abgangsentschädigungen von Managern aus arbeitsrechtlicher und gesellschaftsrechtlicher Sicht
    • Paul Eitel, Bericht vom 1. Schweizerischen Erbrechtstag
    • Stephan Herren, Persönlichkeitsschutz und Kennzeichenrechte auf dem Prüfstand
    • Marco Bundi, «Zombie»-Filme im Lichte von Art. 135 StGB
    • Gregor Wild, Vom Vererben und Erwerben des Urheberrechts

    Hinweis: Die Vorschau weist jeweils auf einige in der nächsten Ausgabe erscheinende Beiträge hin. Änderungen bleiben vorbehalten.

    Mediadaten und Werbung in Jusletter



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