Jusletter 4. Juli 2005


Liebe Leserinnen und Leser

Vor drei Wochen stand an dieser Stelle das Vorwort zur Schwerpunkt-Ausgabe zum Thema «Baurecht». Die Ausgabe vom 13. Juni 2005 enthielt insg. 10 Beiträge, die wie alle Beiträge von Jusletter im Archiv zu finden sind. Heute reichen wir deren zwei nach:

  • Dr. iur. RA Erich Rüegg analysiert die Wirksamkeit und Tragweite von Freizeichnungsklauseln in Grundstückkaufverträgen und bespricht u.a. BGE 130 III 686.
  • Dipl. Bauing. ETH und lic. iur. Hans Briner schildert seine Erkenntnisse aus einem aktuellen Fall zur Frage der Vergütung von zusätzlichen Werkleistungen ohne formelle Bestellungsänderung.

An weiteren Beiträgen sei jener von Daniel Kraus sowie ein Urteil des U.S. Supreme Courts erwähnt:

Dr. iur. RA Daniel Kraus stellt das Urteil Syfait et al. c. GlaxoSmithKline kurz dar («La Cour n´entre (malheureusement) pas en matière dans une affaire d´importations parallèles de médicaments»).

Betreiber von Online-Tauschbörsen können in den USA für Urheberrechtsverletzungen mitverantwortlich gemacht werden, welche von Dritten mittels Nutzung solcher Dienste begangen werden. So urteilte der U.S. Supreme Court am 27. Juni 2005. Geklagt hatte Metro-Goldwyn-Mayer gegen Grokster und StreamCast Networks. «One who distributes a device with the object of promoting its use to infringe copyright, as shown by clear expression or other affirmative steps taken to foster infringement, going beyond mere distribution with knowledge of third-party action, is liable for the resulting acts of infringement by third parties using the device, regardless of the device´s lawful uses.» Die Original-Zusammenfassung (Syllabus) des Urteils inkl. Link auf den Volltext finden sich im Beitrag «MGM v. Grokster et al. – Syllabus».

Mit besten Grüssen

Nils Güggi

Projektleiter Jusletter

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    9. Haftpflicht- und Versicherungsrechtstagung
    Donnerstag, 15. September 2005
  • Ausservertragliche Haftung einer Vertragspartei für die Verletzung absolut geschützter Güter Dritter; HARDY LANDOLT
  • Ausservertragliche Haftung einer Vertragspartei für reine Vermögens-
    schäden Dritter; PETER LOSER
  • Vertragliche Haftung für Drittschäden; HEINRICH HONSELL
  • Die Vertrauenshaftung aus der Sicht eines praktizierenden Anwalts;
    ROLAND HÜRLIMANN / THOMAS SIEGENTHALER
  • Praktische und rechtliche Fragen des Versicherungsschutzes;
    FABIO SCHLÜCHTER
  • Schadensminderungspflicht im Rahmen der aktienrechtlichen
    Verantwortlichkeit; THIERRY LUTERBACHER
  • Leitung: ALFRED KOLLER, Dr. iur., Professor an der Universität St. Gallen
    Information und Anmeldung:
    Institut für Versicherungswirtschaft - Kirchlistrasse 2, CH-9010 St. Gallen
    Tel. 071 243 40 32 / E-Mail: christine.mueller@unisg.ch


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     Wissenschaftliche Beiträge

    Wirksamkeit und Tragweite von Freizeichnungsklauseln in Grundstückkaufverträgen

    Freizeichnungsklauseln (Haftungsbegrenzungs- und Haftungsausschlussklauseln) sind in Grundstückkaufverträgen besonders häufig anzutreffen. Das Bundesgericht musste sich in BGE 130 III 686 ff. mit einer Haftungsausschlussklausel befassen. Der vorliegende Aufsatz nimmt diesen Entscheid zum Anlass, um zuerst die Wirksamkeit und alsdann die durch besondere Auslegungsregeln zu ermittelnde Tragweite von Freizeichnungsklauseln zu diskutieren.

    Dr. iur. RA Erich Rüegg


     Kurzbeiträge

    Zur Frage der Vergütung von zusätzlichen Werkleistungen ohne formelle Bestellungsänderung

    Ein Vergütungsanspruch des Unternehmers für zusätzliche Werkleistungen kann sich bei Einheitspreisverträgen aus schlichten Mengenänderungen ergeben. Bei fehlender vertraglicher Grundlage kann ein Vergütungsanspruch auf die gesetzlichen Regeln der ungerechtfertigten Bereicherung gestützt werden. Vertragliche Klauseln, wonach jede Bestellungsänderung vor Ausführung der Arbeiten schriftlich vorliegen muss, schliessen demnach nicht aus, dass der Unternehmer auch ohne formelle Bestellungsänderung einen Vergütungsanspruch für zusätzliche Werkleistungen besitzt.

    dipl. Bauing. ETH und lic. iur. Hans Briner


    La Cour n´entre (malheureusement) pas en matière dans une affaire d´importations parallèles de médicaments

    La Commission de la concurrence grecque se voit refuser la qualité de juridiction et donc celle de poser une question préjudicielle à la Cour de justice européenne. Dommage, car une décision de la Cour sur les importations parallèles sous l´angle de l´abus de position dominante aurait été bienvenue.

    Dr. iur. RA Daniel Kraus



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     Agenda

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     Korrespondenten Bundesgericht

    Verkehrssignal am linken Strassenrand

    Auch vorschriftswidrig aufgestellte Verkehrssignale müssen befolgt werden, sofern sie leicht und rechtzeitig erkennbar sind. Das geht aus einem neuen Urteil des Bundesgerichts hervor, das eine lediglich auf der linken Strassenseite signalisierte Zone mit Tempo 30 km/h an der Zinggentorstrasse in der Stadt Luzern zu beurteilen hatte.

    Markus Felber


    Erstes Urteil aufgehoben

    Das erste Strafurteil des neuen Bundesstrafgerichts in Bellinzona ist vom Bundesgericht in Lausanne auf eine Nichtigkeitsbeschwerde der Bundesanwaltschaft hin aufgehoben worden.

    Markus Felber


    Vorschneller Verkauf einer Option

    Eine Bank hat sich mit der Schliessung der Option eines Kunden rechtsmissbräuchlich verhalten. Der Kunde hatte zwar die verlangte Sicherheit nicht fristgemäss erbracht. Laut Bundesgericht durfte er sich nach einem Gespräch mit dem Bankdirektor jedoch darauf verlassen, dass vor dem Verkauf der Option eine andere Lösung geprüft wird.

    Peter Josi


    Jurist mit «Bodenhaftung»

    Ende Juni ist am Eidgenössischen Versicherungsgericht (EVG) in Luzern mit Rudolf Rüedi der amtsälteste aller 41 Bundesrichter in den Ruhestand getreten.

    Markus Felber


     Pressemitteilungen

    Deregulierung beim Gewässerschutzgesetz - kein Abbau der Waldsubventionen

    Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats stimmt einem Abbau der Bundesaufgaben im Bereich der Tankanlagen zu und ist strikt gegen den Abbau der Waldsubventionen.

    Jurius


    Sanktionen in der Finanzmarktaufsicht - Vernehmlassungsergebnisse und weiteres Vorgehen

    Der Bundesrat hat am 28. Juni 2005 vom Bericht über die Ergebnisse der Vernehmlassung zum II. Teilbericht der Expertenkommission Zimmerli zu den Sanktionen in der Finanzmarktaufsicht Kenntnis genommen. Die Vorschläge für die neue Sanktionenordnung in der Finanzmarktaufsicht stossen auf überwiegende Zustimmung. Gemäss Beschluss des Bundesrates sollen die Sanktionen entsprechend seinen Richtungsentscheiden überarbeitet und in den Entwurf des FINMAG eingebaut werden.

    Jurius


    Punktueller Reformbedarf des Scheidungsrechts

    Eine umfassende Revision des Scheidungsrechts ist nicht erforderlich, es besteht aber punktueller Reformbedarf. Dies geht aus dem Bericht über eine Umfrage zum Scheidungsrecht hervor, den der Bundesrat am 29. Juni 2005 veröffentlicht hat.

    Jurius


    Festhalten an Öffnung der letzten Meile auf dem Kupferkabel - Differenzbereinigung im RTVG

    Das Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) und das Fernmeldegesetz (FMG) sind für die Herbstsession bereit, die Differenzen konnten fertig beraten werden. Im Vorfeld der Beratungen zur Bahnreform 2 führte die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) breit abgestützte Anhörungen durch.

    Jurius


    Einführung des biometrischen Passes

    Um die Einführung eines Schweizer Passes mit elektronisch gespeicherten biometrischen Daten zu ermöglichen, werden das Gesetz und die Verordnung über die Ausweise für Schweizer Staatsangehörige geändert. Der Bundesrat hat von den entsprechenden Revisionsentwürfen Kenntnis genommen und die Vernehmlassung eröffnet. Frühestens ab September 2006 sollen in einem Pilotprojekt erste biometrische Pässe ausgestellt werden.

    Jurius


    Aufsicht über die Bundesanwaltschaft durch EJPD - Vernehmlassung

    Die Aufsicht über die Bundesanwaltschaft soll nach dem Willen des Bundesrates künftig nur mehr von einer Behörde, dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), ausgeübt werden. Damit werde die Wirksamkeit der Aufsicht verbessert. Der Bundesrat hat am 29. Juni 2005 das EJPD ermächtigt, die erforderlichen Gesetzesänderungen bis Ende September in die Vernehmlassung zu schicken.

    Jurius


    Allgemeiner Teil des Strafgesetzbuches wird nachgebessert

    Der revidierte AT StGB soll nach dem Willen des Bundesrates noch vor dessen In-Kraft-Treten im Jahr 2007 nachgebessert werden. Der Bundesrat hat am 29. Juni 2005 die Botschaft und die erforderlichen Gesetzesänderungen zuhanden der Eidgenössischen Räte überwiesen. Er berücksichtigt damit die Kritik, die von den Kantonen und den Praktikern der Strafverfolgung, der Strafjustiz sowie des Straf- und Massnahmenvollzugs geäussert worden ist.

    Jurius


    Gewerbsmässiger Wertschriftenhandel

    Dieser Beitrag gibt das Kreisschreiben Nr. 8 vom 21. Juni 2005 der Hauptabteilung Direkte Bundessteuer, Verrechnungssteuer, Stempelabgaben (DVS) im Volltext wieder. Dieses Kreisschreiben ist ein Hilfsmittel zur Abgrenzung des gewerbsmässigen Wertschriftenhandels von der privaten Vermögensverwaltung.

    Jurius


     Rechtsprechung

    MWST: Subjektive Steuerpflicht, Ermittlung der massgebenden Umsatz- und Steuerbeträge bei Anwendung der Margenbesteuerung

    Beim nachfolgenden Beitrag handelt es sich um einen Entscheid der Eidgenössischen Steuerrekurskommission SRK vom 9. März 2005 (2003-139) zu den Themen Subjektive Steuerpflicht sowie Ermittlung der massgebenden Umsatz- und Steuerbeträge bei Anwendung der Margenbesteuerung (Art. 17, Art. 19 Abs. 1 Bst. a MWSTV).

    Jurius


    MGM v. Grokster et al. - Syllabus

    Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um die englischsprachige Original-Zusammenfassung (Syllabus) des Urteils des obersten Gerichtshofs der USA vom 27. Juni 2005. Der Gerichtshof hat einstimmig entschieden, dass Betreiber von Online-Tauschbörsen für Urheberrechtsverletzungen mitverantwortlich gemacht werden können, welche von Dritten mittels Nutzung solcher Dienste begangen werden. Die Betreiber hätten wiederholt aktiv zu illegalen Aktivitäten aufgefordert. V.a. deshalb helfe der Hinweis auf die legalen Nutzungsmöglichkeiten des Produkts in casu nicht.

    Jurius



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     Vorschau

     Jusletter 11. Juli 2005
    • Nicole Payllier, Die sorgfältige Weidehaltung von Pferden gemäss Art. 56 Abs. 1 OR
    • Hans Giger, Sonderprobleme im Bereich der Verurteilung infolge Vereitelung einer Blutprobe
    • Peter Philipp, Kartellrecht im Sport
    • Jurius, Verzeichnis der auf den Juli 2005 in Kraft getretenen Erlasse des Bundes

    Hinweis: Die Vorschau weist jeweils auf einige in der nächsten Ausgabe erscheinende Beiträge hin. Änderungen bleiben vorbehalten.

    Liste der Schwerpunkt-Ausgaben
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