Jusletter 23. Mai 2005
Liebe Leserinnen und Leser
Werden wir dereinst Exponenten schweizerischer Parteien nicht nur in politischen Diskussionssendungen und Homestories sondern auch in Wahlwerbungen im Fernsehen sehen? Flimmern bald auch TV-Spots zu aktuellen Abstimmungen über den Bildschirm? Geht es nach dem Erstbeschluss des Nationalrates, soll politische Werbung in den Programmen schweizerischer Privatsender in Zukunft erlaubt sein. Setzt sich die Meinung des Ständerats durch, bleibt das Werbeverbot grundsätzlich bestehen. Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) des Nationalrates hat festgelegt, dass die Revision des RTVG erst in der Herbstsession wieder vom Plenum des Nationalrates behandelt werden wird. Dr. iur. Urs Thönen orientiert kurz über die Rechtsprechung zum Thema und nimmt Stellung gegen die Abschaffung des Verbots.
Bei Streitigkeiten aus der Miete von Wohn- und Geschäftsräumen ist vor einem Gerichtsverfahren zwingend ein Schlichtungsverfahren durchzuführen. Ohne letzteres ist das Verfahren mit einem Mangel behaftet, den das Gericht von Amtes wegen zu berücksichtigen hat. Die verspätete Geltendmachung kann aber rechtsmissbräuchlich sein. Dr. iur. Manuel Arroyo widmet sich dem Urteil 4C.406/2004 vom 30. März 2005 und der Praxis zur Verwirkung dieser Einrede.
Prof. Dr. Daniel Staehelin beschäftigt sich mit BGE 5C.143/2004 vom 15. Dezember 2004. Das Bundesgericht hat dort entschieden, dass eine paulianische Anfechtungsklage im Konkurs gemäss Art. 285 ff. SchKG nicht in den Anwendungsbereich des LugÜ fällt und daher bei ausländischem Wohnsitz des Beklagten in allen Fällen gemäss Art. 289 SchKG der Schweizer Richter am Ort des Konkurses zuständig ist («Pauliana und LugÜ»).
In einer Verfügung vom 6. Dezember 2004 hat die Weko festgestellt, dass die Vereinbarung zwischen Feldschlösschen und Coca-Cola, wonach Feldschlösschen den Absatz der Produkte von Coca-Cola fördert, keine kartellrechtlich unzulässige Wettbewerbsabrede darstellt. Philipp Fischer bespricht die Verfügung der Weko («Coca-Cola antitrust case: the Swiss way»).
Mit besten Grüssen
Nils Güggi
Projektleiter Jusletter
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Zur rechtsmissbräuchlichen Einrede des nicht durchgeführten Schlichtungsverfahrens in Mietstreitigkeiten nach Art. 274a OR und Verwirkung prozessualer Rechte im Allgemeinen
Bei Streitigkeiten aus der Miete von Wohn- und Geschäftsräumen ist vor einem Gerichtsverfahren zwingend ein Schlichtungsverfahren durchzuführen. Wird ein Verfahren nicht über die zuständige Schlichtungsbehörde eingeleitet, ist es mit einem Mangel behaftet. Diesen Mangel hat der Richter zwar von Amtes wegen zu berücksichtigen. Indessen kann seine verspätete Geltendmachung rechtsmissbräuchlich sein. Der vorliegende Beitrag beleuchtet anhand des jüngsten Bundesgerichtsentscheids (4C.406/2004 vom 30. März 2005) die Praxis zur Verwirkung dieser Einrede. Die allgemeine Rechtsprechung zur Verwirkung prozessualer Befugnisse infolge rechtsmissbräuchlicher Ausübung wird ebenfalls behandelt.
Dr. iur. RA Manuel Arroyo
Pauliana und LugÜ
Das Bundesgericht hat im zur Publikation vorgeschlagenen BGE 5C.143/2004 entschieden, dass eine paulianische Anfechtungsklage im Konkurs gemäss Art. 285 ff. SchKG nicht in den Anwendungsbereich des LugÜ fällt und daher bei ausländischem Wohnsitz des Beklagten in allen Fällen gemäss Art. 289 SchKG der Schweizer Richter am Ort des Konkurses zuständig ist.
Prof. Dr. Daniel Staehelin
Das Verbot politischer Werbung in Radio und Fernsehen
Politische Radio- und Fernsehwerbung ist nach geltendem Recht verboten. Dieses Werbeverbot ist aber einer der Streitpunkte der laufenden Revision des Radio- und Fernsehgesetzes RTVG. Im kommenden Herbst steht nun die Differenzbereinigung im Nationalrat an. Wird der Nationalrat an seinem Erstbeschluss festhalten, wonach politische Werbung in den Programmen schweizerischer Privatsender erlaubt sein soll? Oder wird er dem Ständerat folgen, der das Werbeverbot in modifiziertem Wortlaut beibehalten möchte? Die Lösung des Ständerats verdient den Vorzug, weil sie der politischen Kultur der Schweiz besser entspricht. Ein Blick in die umliegenden Staaten zeigt, dass politische Spots im Rahmen der Wirtschaftswerbung keine sachgerechte Alternative darstellen. Dies ergibt sich aus einer aktuellen rechtsvergleichenden Studie über die politische Radio- und Fernsehwerbung.
Dr. iur. RA Urs Thönen
Coca-Cola antitrust case: the Swiss way
On December 6, 2004, the Swiss Competition Commission rendered a crucial decision in a case involving the Coca-Cola Company («TCCC») and its distributor in Switzerland, Feldschlösschen Getränke Holding AG («Feldschlösschen»). After a four-year long investigation, the Swiss authority considered that TCCC´s behavior did not violate Swiss antitrust provisions. Hence, this Swiss decision does not mirror the undertakings imposed upon TCCC by the European Commission in a similar case at EU level (case n° COMP/39.116).
Philipp Fischer
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Immer weniger Jobs in Zeitungen
Aus dem Tagesanzeiger von Dienstag, 17. Mai 2005:
Fachleuten zufolge bietet das Internet für den Arbeitsmarkt
mehrere Vorteile. "Im Vergleich zu den Printmedien sind die
Anzeigen auf dem Internet billiger, haben eine längere
Lebensdauer und sind damit viel effizienter", sagt Daniel
Held vom Personal-Unternehmen Qualintra und Dozent an der
Universität Genf.
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Korrespondenten Bundesgericht |
Zufahrt ist nicht Durchfahrt
Wird ein allgemeines Fahrverbot mit dem Vorbehalt «Zufahrt für Taxis gestattet» versehen, bedeutet das nicht, dass ein Taxi die Strasse beliebig durchfahren darf. Laut einem Urteil des Bundesgerichts ist das Fahrverbot nur dann nicht zu beachten, wenn ein Kunde in die fragliche Strasse gebracht oder von dort abgeholt wird.
Markus Felber
Schwyzer Regierung durfte und musste handeln
Die vom Regierungsrat des Kantons Schwyz am 29. Juni 2004 verordnete Erhöhung der Vermögenssteuerwerte von nicht landwirtschaftlich genutzten Liegenschaften verstösst laut einem neuen Urteil des Bundesgerichts weder gegen das Prinzip der Gewaltenteilung noch gegen andere Bestimmungen in der Bundesverfassung.
Markus Felber
Überprüfung der Long Term Strategy AG
Das Bundesamt für Privatversicherungen (BPV) hat im Zusammenhang mit der Überprüfung der Rentenanstalt-Tochtergesellschaft Long Term Strategy AG (LTS) gegenüber ehemaligen Mitgliedern der Konzernleitung offenbar doch keine Gehörs- und Mitwirkungsrechte verletzt.
Markus Felber
Unkorrekte Verbrecherjagd
Das Bundesgericht hält an seiner Praxis zur Verwertung unrechtmässig erlangter Beweise fest. Die Lausanner Richter sind in einem Fall aus dem Kanton Basel-Landschaft zum Schluss gekommen, dass die ohne richterliche Genehmigung gemachten Videoaufnahmen als Beweismittel gegen einen Brandstifter verwendet werden durften.
Peter Josi
Neues Chemikalienrecht ab 1. August 2005
Auf den 1. August 2005 setzt der Bundesrat ein neues Chemikalienrecht und die total revidierte Pflanzenschutzmittelverordnung in Kraft. Mit der neuen Kennzeichnung auf den Produkten werden die Konsumentinnen und Konsumenten umfassender über mögliche Gefahren informiert. Durch die Angleichung an die EG-Anforderungen ergeben sich für die Schweizer-Wirtschaft Erleichterungen. Das Recht ist neu EG-konform und dem wissenschaftlichen und technischen Stand angepasst. Der bestehende Schutz von Mensch und Umwelt vor schädlichen chemischen Einwirkungen wird gestärkt.
Jurius
Modernisierung des europäischen Patentsystems
Der Bundesrat hat am 18. Mai 2005 die Botschaft zur Genehmigung von zwei Staatsverträgen zur Reform des europäischen Patentsystems verabschiedet. Zum einen handelt es sich um die Revisionsakte zum Europäischen Patentübereinkommen, zum anderen um das fakultative Sprachenübereinkommen.
Jurius
Übersicht über die Rechtsprechung des Schweizerischen Bundes- und Eidgenössischen Versicherungsgerichts (April 05/Mai 05)
Die Rechtsprechungsübersicht führt die zur Publikation in der Amtlichen Sammlung vorgesehenen Urteile des Schweizerischen Bundes- und Eidgenössischen Versicherungsgerichts vom 14. April 2005 bis und mit 18. Mai 2005 auf. Neben Dossiernummer, Urteilsdatum, Abteilung/Kammer, Prozessgegenstand und Vorinstanz wird ein Hyperlink zum Originalentscheid und - sofern vorhanden - zur jeweiligen Besprechung in Jusletter wiedergegeben.
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Vorschau |
Jusletter 30. Mai 2005 - Kulturgütertransfergesetz
- Boris T. Grell / Mathias H. Plutschow, Kulturgütertransfergesetz - Übersicht über die KGTG-Sorgfaltspflichten
- Regula Röthlisberger, Die Informationspflicht nach Art. 16 Abs. 2 Bst. b KGTG
- Felix Uhlmann / Peter Mosimann / Markus Müller-Chen, Privatrechtliche Bestimmungen des neuen KGTG
- Andrea Raschèr / Daniel Zimmermann / Yves Fischer, Sorgfaltspflichten aus der Sicht des BAK
- Simone Bratschi, Strafrechtliche Aspekte im KGTG und die damit verbundenen Sorgfaltspflichten
- Peter Studer, Pause - vor der Rückführung eines Kulturguts, das im Herkunftsstaat gefährdet ist
- Charlotte Wieser, Problemfelder im Bereich der Rückforderung «entarteter» Kunstwerke
Hinweis: Die Vorschau weist jeweils auf einige in der nächsten Ausgabe erscheinende Beiträge hin. Änderungen bleiben vorbehalten.
Liste der Schwerpunkt-Ausgaben Mediadaten und Werbung in Jusletter
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